Der neue Golfmarkt (2.7.13)


Die bittere Voraussetzung dafür sind die 400.000 Vollzahler in 720 Golfclubs mit Clubhaus und Anlage. Wegen dieser Ist-Vorgabe und auf Grund der finanziellen Nöte vieler Golfplatz-Besitzer - auch e.V. Clubs sind Golfplatz-Besitzer - muss sich ein „neuer Golfmarkt“ entwickeln. Falls dies nicht geschieht, wird man nicht umhin kommen, Golfplätze zurückzubauen. Die Bastion der „alten Clubs“ wehrt sich gegen Veränderungen, und weil das Präsidium des DGV sich seit Jahrzehnten von den Reichen und Mächtigen beeinflussen lässt, wird der Prozess der Liberalisierung im DGV länger dauern und er wird sich somit auch schmerzhafter gestalten.

Eines muss ganz klar zur Kenntnis genommen werden: Es wird keine neue Generation „alte Mitglieder“ mehr geben!

In höchstens 300 Golfclubs wird noch wie „zu alten Zeiten“ zusammen gehalten und nur dort werden Umlagen ohne großes Murren bezahlt. Die Hälfte aller Golfclub-Mitglieder spielt regelmäßig mehr als 25mal im Jahr und bezahlt ihren Beitrag mit Verständnis der Situation im Voraus. Das Argument, man spiele nicht so viel, stand bei den alten Clubmitgliedern nie im Mittelpunkt, wenn es um das Bezahlen des Jahresbeitrags ging.

Aber eine zunehmend größer werdende Anzahl an Mitgliedern will keine Verpflichtung eingehen und frei in ihrer Entscheidung sein, wie oft und wann sie eine Runde Golf spielt. Die Kundenbedürfnisse und das Kundenverhalten haben sich verändert. Darauf müssen sich die Golfplatzbetreiber einstellen. Deutschland ist ein Kundenland geworden - geprägt von einer Aldi-, Lidl-, Edeka- und Media-Markt-Mentalität.

Die Fragen, was es koste und wie viel Rabatt man bekomme, gehören mittlerweile zum alltäglichen Denken und Sprachgebrauch eines jeden Bundesbürgers.

Auf dieses „Gemischtwaren-Kundschaft-Verhältnis“ muss man sich als Golfplatz-Betreiber einlassen.

Dazu braucht man eine Million und mehr Golfer, denn alle Clubs und Golfplatzbesitzer benötigen in ihrer Gesamtheit etwa 750 Millionen Euro an Einnahmen, um Clubhäuser und Golfplätze kostendeckend zu betreiben. Erst ab dieser Einnahmengröße rechnen sich die Geschäftsmodelle.

Die Basis aller Überlegungen ist das Manko der Golferdichte von 0,7 % hierzulande. Nahezu alle unsere direkten Nachbarn haben mehr Golfer auf je 100 Einwohner als Deutschland.

Auf den Punkt gebracht: das Problem besteht im Fehlen öffentlicher Golfplätzen. Von den 720 Anlagen, die es in Deutschland gibt, müssten mindestens 300 Anlagen echte offene Golfplätze sein - ein einfaches Pay und Play, 50,00 Euro auf den Tisch und keine großen Auflagen und Einschränkungen, um eine Runde Golf spielen zu dürfen.

Das Argument, es gebe genügend offene Golfplätze, ist nicht richtig. Selbst wenn es einige solcher Anlagen gibt - es sind aber nur sehr wenige. Dass es freie Möglichkeiten gibt, Golf zu spielen, ist zwar richtig. Nur: es weiß keiner. Das ist bei 79 Millionen Bürgern nicht angekommen! Da wäre Wiesbaden gefordert. Die Chance, ab 1985 genügend öffentliche Golfplätze in Deutschland zu bekommen, ist vom Präsidium des DGV verpasst worden.

Es geht heute und in nächster Zeit nur noch um den Weg „Neuer Markt“.

„Neuer Markt“ heißt mehr Fernmitgliedschaften in Deutschland. Fernmitglieder nutzen die Möglichkeit, bis zu 20-mal im Jahr Golfplätze in der Nähe zu bespielen.

Als Anschauungsbeispiel kann England herangezogen werden. Auf der Insel hat man zwei Probleme ausgemacht.
Zum Ersten die wirtschaftliche Krise, die in allen Ländern ein Auf und Ab beim Golfsport hergestellt werden kann. Einen wirtschaftlichen Niedergang haben wir in Deutschland nicht, aber mit dem zweiten Phänomen auf der Insel haben wir schon jetzt eine Berührung.
Zumindest würde diese Entwicklung in den nächsten Jahren deutlich in Deutschland zu bemerken sein.

Die traditionellen festen Clubmitgliedschaften werden von vielen Golfern in England, nicht mehr gewünscht.
Golfer in England wollen nach Lust und Laune dort spielen, wo sie es gerade wollen, ohne eine feste Clubmitgliedschaft für Greenfee.
Die Clubs bekommen vom Verband den Rat sich dem Markt anzupassen.

Ein fairer Greenfee-Preis ist einfach zu berechnen: 30.000 Runden pro Jahr ist eine normale Auslastung einer 18-Loch-Anlage. 30.000 mal 50,-Euro ergeben 1,5 Millionen Euro Einnahmen. Mit dieser Summe kann man eine 18-Loch-Anlage mit Clubhaus betreiben.

Den Begriff Fernmitgliedschaft könnte man z.B. in „Gäste-Mitgliedschaft“ umbenennen. Dieser neue Weg müsste den Mitgliedern im Club unbedingt nahe gebracht werden. Die Mitglieder in den Clubs sind die erste Adresse, um Diskussionen zu führen. Sie müssen in diesem Prozess einbezogen werden. Die Liberalisierung und Öffnung geht nur mit der Zustimmung der Mitglieder. Kommt es zu keiner Einsicht, wird die Steigerung von neuen Mitgliedern im DGV jedes Jahr weiter sinken - und in 20 Jahren werden nur noch wenige Menschen den Golfsport betreiben.
Dem muss man entgegen treten. Auch dabei gibt es verschiedenste Wege.
Ein Weg vertritt Dr. Hermann Weiland nach seinen 9-Plätze Konzept: Einen Beitrag – 9 Plätze spielen. Herr Weiland will S-klasse bezahlt haben, wenn sie in der Platz und Clubhausqualität verlangt wird.
Bei diesem Vorschlag ist zu berücksichtigen, dass das Weiland - Imperium über einen sehr guten Gesamt-Standort verfügt.
Ob damit allen 720 Golfplatz-Besitzer geholfen werden kann, ist die Gretchenfrage.
Die zweite wichtige Frage ist, ob die neue Kundschaft dieses Angebot annehmen wird.
Geht man von der These aus, das die Generation „gute alte Mitglieder“ aus welchen Grund auch immer, es in den nächsten 10-15 Jahren in einer großen Zahl mit dem Golfsport aufhört, ist eine Diskussion über wie soll verfahren werden, die wichtigste Frage für alle DGV-Mitglieder. Auch jene die jetzt noch glauben, es würde sie nicht betreffen.
Fakt ist jetzt schon, zigtausend Golfinteressierte besorgen sich eine Fernmitgliedschaft bei einem DGV-Golfclub und spielen auf Greenfee.
Wenn man den Dr. Scheuer Vorstellung von 1996 folgt und die angesagte 1 Mill. Golfer zugrunde legt, hätten wir 360.000 Golfer mehr.
Selbst als Fernmitglieder mit einem Mitgliederobulus von 200,- Euro und 15 mal im Jahr spielen, kommt man auf eine Hochrechnung mit dem Ergebnis von zirka 340 Millionen, die in die Kassen der Golfplatz-Betreiber fliesen würden.
Leider ist das Leben kein Wunschkonzert, in dem man sich internationale Spitzengolfer und Olympiasieger wünschen kann.
Nach der Aussage eines Fachmannes, der 30 Jahre in einer führenden Position des Verbandes tätig ist lautet, spätestens in 3 Jahren hat die Gesamt-Mitglieder-Entwicklung im DGV eine Null als Ergebnis, sollte uns DGV-Mitglieder nach Wegen suchen lassen, die diese Entwicklung ins positive dreht. Der Umstand, dass es nur noch 400.000 Vollzahler in den Clubs gibt, sollte zu denken geben.
Man kann Dr. Wieland Recht geben, wenn er schreibt, auf das DGV-Präsidium müssen wir nicht warten.

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