Bitte nur Wahrheiten! (18.07.13)


Müssen wir Mitglieder uns alles erzählen lassen? Ohne Widerspruch nehmen wir alles hin - und was noch schlimmer ist, ein Teil der Club-Vertreter (Mitglieder im DGV mit Stimmrecht) glaubt dem Präsidenten immer alles.

Das Haupt- und Ehrenamt stellt in Interviews oder in Broschüren, scheinbar ohne viel nachzudenken, Behauptungen auf, die oft weit von der Realität entfernt sind. Eine der bedenklichsten Aussagen kam vom Ehrenamt: „Die Unternehmer haben zu viele Golfplätze gebaut.“ Die Wahrheit dabei ist, dass wir Unternehmer den Aussagen in den Umfragen vertraut haben: Nämlich der Behauptungen, in Deutschland würden mehr als zwei Millionen Interessenten Golf spielen wollen und der Aussage des Präsidenten, dass wir mit Unterstützung von Spitzenpros eine Million Golfer bekommen würden. Wir haben die vom DGV bezahlten Umfragen ernst genommen. Auch ich - und folglich habe ich dementsprechend gehandelt und 16 Golfplätze gebaut.

Nichts zu sagen oder die Wahrheit zu verschweigen ist genauso schlimm. Eine Überraschung löste bei allen DGV-Mitglieder-Vertretern die Richtigstellung aus, dass es in allen 720 Golfanlagen nur 400.000 Vollzahler gibt, die im Januar einen vollen Beitrag (auch in monatlichen Teilbeträgen) bezahlen. Auf die Frage eines norddeutschen Clubvertreters, der bei der Jahreshauptversammlung vorne links im Saal stand, antwortete Präsident Nothelfer: „Hätte man diese negative Zahl bekannt gegeben, die Presse hätte sich darauf gestürzt.“ Das ist der Präsident, der bei jeder Jahreshauptversammlung uns Mitgliedern erzählt, wir seien die zweitgrößte Golfnation in Europa! Was denn jetzt?

Der neue Sportdirektor antwortete einem Journalisten, in Rio werden wir eine Medaille erringen. Der Präsident gab zum Besten, bei Olympia 2020 werden wir eine Goldmedaille gewinnen. Niemand hat widersprochen. Genau so skurril klingt die Aussage: „Durch Liga Golf werden in Deutschland eine neue Wettspielkultur und internationale Spitzenspieler entwickelt.“ Wir sollen glauben, dass über die fünf Wochenende-Wettspiele Spitzen-Profis erzeugt werden.

In dem Sammelband „100 Jahre Golf in Deutschland“, der für die Ewigkeit geschrieben wurde, liest man unter der Überschrift „Herausforderungen auf dem modernen Golfmarkt“, der DGV bleibe bedeutender Anwalt der Sportart. Mit 1,5 -2 Milliarden Euro sind Golfplätze in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gebaut worden. Bei den e.V. Clubs sind die Investitionen von den Mitgliedern bezahlt worden.

Die Rückbesinnung eines Fachverbandes, dass nicht mehr die Clubgründungen vorausgehen, sondern dem Bau von Golfplätzen nachfolgen, weil es letztlich ums Golfspielen gehe, sei nachdrücklich ins Bild gerückt. Das richtet sich gegen jeden, der mit privatem Geld einen Golfplatz gebaut hat.

Da versteht jemand den Golfmarkt nicht. Ohne die 720 Golf-Anlagen gibt es kein Golfspielen in Deutschland! Und der DGV sind wir Mitglieder mit Clubhaus und Golfplatz! Bitte aufpassen! Wir DGV-Mitglieder sind der Souverän. Wir brauchen keinen Anwalt, der eine Rückbesinnung beaufsichtigt. Wir Mitglieder brauchen Sportmanager und erfolgreiche Kaufleute im Präsidium.

Wir Unternehmer sind lange den Aussagen des Ehren- und Hauptamtes in Wiesbaden hinterher gelaufen, nämlich der Markt-Prämisse, ein großes Spielangebot führe zu noch mehr Golfern. Das war auch lange Jahre die Richtung, die das DGV-Präsidium beschworen hat.

Bei einer Golfer-Dichte wie bei unseren Nachbarn wäre das Marktgesetz auch aufgegangen. Jetzt wird es langsam Zeit, dass von allen den Umständen gehorchend eine schonungslose Ursachenforschung betrieben wird.

Dass es beim DGV eine Klassifizierung gibt - „es ist nicht gewünscht, dass erst der Golfplatz gebaut und nachfolgend der Golfclub gegründet wird“ - ist unglaublich. Ich erinnere mich noch daran, dass ich vor Jahren diese Faxen satt hatte und ein Betreibertreffen in Frankfurt im Steigenberger-Hotel organisieren wollte. Der Saal war bestellt und die Einladungen geschrieben. Der kaufmännische Leiter und der Geschäftsführer des DGV luden mich nach Wiesbaden ein und brachten mich von meiner Idee ab. Man solle doch alles unter einem Dach organisieren. Kurze Zeit später wurde der Betreiber-Verband gegründet! Ohne mich!

Die VCG ist ein ähnliches Kapitel. Unter der Prämisse, alles unter dem DGV-Dach, damit Kontrolle ausgeübt werden kann, hieß es, dass die „vagabundierenden Golfspieler“ (Aussage des Präsidiums) in der VCG eine Heimat finden sollten.

Auch der Einwurf, dass die Kommunen keine öffentlichen Golfplätze bauen, waren Alibi-Behauptungen. Das Präsidium hat das selbst verbockt. Unternehmer hätten diese Lücke geschlossen, wenn es eine Kartenregelung wie zum Beispiel in der Schweiz mit der ASGI gegeben hätte. Einflussreiche Funktionäre im DGV wollten keine öffentlichen Golfplätze.

Dass die VCG, wie nachzulesen, eine Erfolgsgeschichte sein soll, ebenso wie „Pay und Play“ und dass mit den Kurzplätzen der Graben zwischen dem öffentlichen und dem privaten Golfspielen überbrückt werden könne, ist reines Wunschdenken.

Letzter Satz in dem Artikel: „Inzwischen beginnen Clubs und Betreiber die Diskussion um die VCG von Neuem.“ Die Gründeridee hat sich überholt. Bei der VCG Golf zu schnuppern, um dann in einem Golfclub Mitglied zu werden, findet nur selten statt.
Der Markt hat sich verselbstständigt.